Donnerstag, 1. August 2013

Datenträgerbereinigung / [ESC]

1.10.2012. Meine Welt bricht zusammen.

Schnitt.

1.08.2013.

Zum letzten Mal betrachte ich Deine Bilder, die ich so lange noch — zehn Monate nämlich — behalten habe, wenn auch mit dem zweifelhaften Versuch, dabei einen Schein von Unzugänglichkeit zu bewahren; sie sind allesamt Teil eines Ordners, den ich ganz schlicht nach Dir benannt habe und der im Papierkorb auf einem Netbook gelandet war, das ich ohnehin nur allzu selten benutze.

Sonst erinnert mich nichts mehr an Dich.

Außer Deinen zwei Briefen, die Du mir vor nahezu zwei Jahren geschrieben hast und die überdeutlich dokumentieren, in welchen sonderbaren Krisen unser außerordentlich ambivalentes Verhältnis bereits in den ersten zwei von vierzehn Monaten steckte und die in einer schwarzen Mappe auf der Fensterbank von Papierkram erdrückt werden.

Ich habe mich seither nicht mehr getraut, darin zu lesen. Denn Du hast wichtige Fragen gestellt, Fragen von Trauer und Hoffnung, deren Antwort ich kenne: Nein.

Auch bringe ich nicht den Mut auf, meine Sachen von Dir zurückzufordern. Dabei sind es einige Bücher und CDs, an denen mir einiges, wirklich einiges liegt. Aber die Angst ist zu groß, dass Du Dinge mitschickst, von denen ich nahezu ebenso wenig wissen will wie noch von Dir, nämlich nichts mehr.

Ich sehe Deine Fotos an. Ein letztes Mal. Und ich kann noch ganze Gespräche rekapitulieren, die an bestimmte Bilder gekoppelt sind. Manche assoziiere ich auch mit Gerüchen, wenige gar mit konkreten Gefühlen. Ich liebe das alles. Nicht Dich. Aber alles, was ich mit Dir noch verbinde.

Ein letztes Mal Dein Lächeln.

[Entf]